Zollfreilager: Figuren des Figurierens

Die diesjährige Spezialausgabe «Figuren des Figurierens» von «Zollfreilager» kommt zu einem Ende. Zu den letzten Artikeln zählt ein Beitrag der Journalistin, Kulturkritikerin und Dozentin Eva Mackensen. Ihr Essay zum Stück «Madama Butterfly», inszeniert von der jungen japanischen Regisseurin und Autorin Satoko Ichihara, verbindet das Anliegen von «Zollfreilager» – dem Thema der Repräsentation auf den Grund zu gehen und die Produktionen des Festivals aus der Nähe zu reflektieren – beispielhaft. Mackensen hat Ichihara über längere Zeit begleitet und die Entstehung des Stücks, das am Festival Weltpremiere feierte, hautnah miterlebt.

Satoko Ichihara erzählt in ihren mehrfach ausgezeichneten Neubearbeitungen von klassischen Stoffen konsequent die meist aussenvorgelassenen weiblichen Perspektiven. Mit «Madama Butterfly» nimmt sie sich Puccinis Oper an, die 1904 uraufgeführt wurde. Eine klassisch-tragische Liebesgeschichte, typischerweise erzählt mit einem männlichen, kolonialen Blick auf die Figur der «Anderen». Ichihara kehrt in ihrer Adaptation den Spiess um und nimmt die Perspektive der alleinerziehenden Mutter im Stück ein. Was geschieht, wenn sich die «Aussenseiterin» im Fokus steht?

Nun ist es an der Zeit für das «Zollfreilager», sich vom Theater Spektakel zu verabschieden. Menschen aus dem Dunstkreis des Masterstudiengangs Kulturpublizistik der Zürcher Hochschule der Künste haben für das Online-Magazin beobachtet, reflektiert, Gespräche geführt, geschrieben, illustriert und kommentiert. Alle Beiträge sind weiterhin auf «Zollfreilager» zu finden – lesen lohnt sich!